Hautlipide
Hautlipide sind der hydrophobe Teil des Säureschutzmantels der Haut. Die Schutzfunktion der Haut ist, eine je nach Körperregion unterschiedlich dicke Hornschicht und der Oberflächenfilm, der einer Wasser- und einer Fettphase besteht. Dieser, oft als Säureschutzmantel, bezeichnete Film, schützt zum einen die Haut vor der Austrocknung und durch den pH-Wert von ungefähr 5.5, vor krankmachenden Mikroorganismen.
Freie Fettsäuren wie Olein-, Stearin- und Palmitinsäure, die aus Glyceriden der Talgdrüsen durch Lipasen auf der gesunden Haut freigesetzt werden, sowie endogene Lipide aus epidermaler Herkunft einen antimikrobiellen Effekt aus. Die bedeutende Rolle, die die Hautlipide bzw. Ceramide bezüglich der Aufrechterhaltung einer intakten Hautbarriere spielen sind hinlänglich bekannt.
Eine Übersicht der Zusammensetzung der Hautlipide im Stratum corneum ist in der nachstehenden Tabelle gegeben.
Lipide im Stratum corneum | Gewichtsprozent | Standardabweichung |
---|---|---|
Sphingolipide | 18.2 | ±2,8 |
Glycosylceramide | Spuren | |
Ceramide | 18.1 | ± 0,4 |
Phospholipide | 4.9 | ± 1,6 |
Cholesterolsulfat | 1.5 | ± 0,2 |
Neutrale Lipide | 77.7 | ± 5,6 |
Freie Sterole / Cholesterin | 14 | ± 1,1 |
freie Fettsäuren (FFS) | 19.3 | ± 3,7 |
Diglyceride / Triglyceride | 25.2 | ± 4,6 |
Sterol- / Wachsester | 5.4 | ± 0,9 |
Squalen | 4.8 | ± 2 |
n-Alkene | 6.1 | ± 2,6 |
Quelle: Lampe et. al 1983 |
Was passiert nun bei der Reinigung der Haut?
Durch Reinigungszubereitungen (Reinigungsmilch, -gele, Duschpräparate, Badezusätze) werden Hautlipide ausgewaschen und der Oberflächenfilm wird temporär zerstört.
Außerdem werden dadurch die Zellmembranen der Hornzellen geschädigt, diese nehmen bei längerem Wasserkontakt vermehrt Wasser auf und es kommt zu einer Quellung der Hornschicht. Dadurch wird der Zellverband gelockert und Mikroorganismen (wie z.B. Bakterien oder Viren), aber auch anderen schädigenden Substanzen wird ein leichterer Zutritt in tiefere Hautschichten ermöglicht. Dieser Effekt wird durch unser teilweise übertriebenes Hygenieverständnis begünstigt.
Nicht nur Stoffe, deren Reizwirkung bekannt ist, sondern auch Seifen, Detergenzien und Kosmetika können zur Ausbildung eines Abnutzungsekzems führen. Auch Atopiker bilden vermehrt Ekzeme aus und daher ist sehr wichtig, die Haut optimal vor schädigenden Einflüssen zu schützen und ihre Barrierefunktion aufrechtzuerhalten.
Im Wesentlichen kann man das durch den Zusatz von Rückfettern (u.a. mit Barrierelipide) und sehr milden, sulfatfreien Tensidsystemen erreichen. Für die Gesichtsreinigung sollte eine Reinigungsmilch verwendet werden.
Quellen:
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