Retinal

Retinal, CAS 116-31-4

Retinal ist ein noch relativ neuer Kosmetikwirkstoff, wird aber jetzt schon als Wundermittel bezeichnet. Ganz aus der Luft gegriffen ist das nicht, denn 0,05 Prozent der Substanz können Falten ähnlich gut mildern wie die gleiche Menge Retinsäure (siehe auch https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9843009/). Im Vergleich zu Retinsäure ist Retinal aber viel verträglicher. Während Retinsäure bei den Probanden nämlich nicht selten lokale Reizungen ausgelöst hat, kam es bei den Anwendern von Retinal während der gesamten Studie zu keinen nennenswerten Nebenwirkungen. Der Begriff Wundermittel ist also gar nicht so übertrieben. Trotzdem bleibt natürlich die Frage: Mit was für einem Stoff haben wir es hier eigentlich zu tun?

 

Was ist Retinal?

Retinal ist ein sogenanntes Carotinoid und das Aldehyd von Retinol. Es ist ein Bestandteil des Rhodopsin-Moleküls, das wiederum ein lichtempfindlicher Chromophor ist und für das farbneutrale Sehen von entscheidender Bedeutung ist. Ein Rhodopsin-Molekül besteht stets aus einem Nichtprotein-Anteil (also dem Retinal) sowie einem Protein-Anteil, der in diesem Fall als Opsin bezeichnet wird. Dass schon unsere Großmütter immer behaupteten, Karotten seien wichtig und gut für unsere Augen, liegt am Retinal. Damit es gebildet werden kann, braucht unser Körper das Beta-Carotin, das hauptsächlich in gelben, orangefarbenen und rötlichen Gemüsesorten vorkommt. Wissenschaftler nennen Retinal auch Vitamin-A-Aldehyd. Gemeinsam mit anderen ähnlichen Verbindungen bildet es das Vitamin A. Streng genommen gibt es nämlich nicht das eine Vitamin A, stattdessen handelt es sich um eine Gruppe von Verbindungen, die alle miteinander verwandt sind. Diese Verbindungen sind Retinol, Retinal und Retinsäure. Vitamin A ist für unseren Körper sehr wichtig. Ein Mangel kann zu schwerwiegenden Störungen unseres Sehprozesses führen. Diese äußern sich häufig durch die sogenannte Nachtblindheit. Aber auch schuppige trockene Haut sowie eine frühzeitige oder vermehrte Faltenbildung sind oft auf einen Mangel an Vitamin A zurückzuführen.

 

Retinsäure ist das Ziel

Der Sammelbegriff für sämtliche Formen von Vitamin A heißt Retinoide. Unsere Haut wandelt mithilfe von chemischen Reaktionen sämtliche Retinoide in Retinsäure um. Dafür sind meist mehrere Schritte erforderlich. Retinol-Ester benötigen für die Umwandlung drei Schritte, Retinol braucht zwei Schritte und Retinal nur einen einzigen. Das hat auch einen Grund. In der Umwandlungskette sitzt Retinal im Vergleich zu Retinol-Ester und Retinol nämlich viel näher an der Retinsäure, hat also einen klaren Vorsprung. Experten wissen: Je mehr Schritte für die Umwandlung erforderlich sind, desto schwächer ist die Wirkung des Stoffes. Retinal mit nur einem Schritt ist somit die effektivste Variante. Sie entfaltet quasi die gleiche Wirkung wie Retinsäure, die jedoch dafür berüchtigt ist, mitunter starke Irritationen wie Rötungen, Schuppungen, Hautbrennen, Trockenheit und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit auszulösen. Darum sind Produkte mit Retinsäure auch verschreibungspflichtig. Sie werden beispielsweise zur Behandlung von Akne verschrieben, da Retinsäure die Zellfunktion reguliert und die Bildung von gesunden Hautzellen stimuliert. Dennoch hat Retinsäure im Hinblick auf die Hautpflege trotz der bekannten Nebenwirkungen natürlich auch Vorteile, denn sie regt die Kollagenbildung an und stimuliert die Produktion von Glykosaminoglykanen, das heißt, sie verbessert die Hautfeuchtigkeit.

Der Begriff Retinal bedeutet übrigens „zur Retina gehörend“. Die Retina ist die Netzhaut.

 

Ein Wirkstoff mit besonderen Fähigkeiten

Retinaldehyd ist ein idealer Wirkstoff für anspruchsvolle Anti-Aging-Kosmetik. Er kann dabei helfen, die Zeichen der Zeit aufzuhalten und das Hautbild jünger und glatter erscheinen zu lassen. Wichtig ist, dass er nicht mit Retinol verwechselt wird, denn obwohl sich beide Stoffe namentlich nur durch einen einzigen Vokal unterscheiden, sind die Unterschiede im Hinblick auf die Wirkung enorm. Studien zeigten, dass Retinaldehyd bis zu elf Mal schneller und besser wirkt als der Klassiker Retinol. Wie schon erwähnt, lässt sich die Wirksamkeit allenfalls mit der höchst effektiven Retinsäure vergleichen, nur dass Retinal weder verschreibungspflichtig noch hautreizend ist. Der Wirkstoff bietet also alle Vorteile der Retinsäure, nicht aber ihre Nachteile. Er unterstützt die Hautzellen dabei, mehr Kollagen zu produzieren, und hemmt gleichzeitig den Abbau von Kollagen, so dass die Haut jugendlicher, elastischer und straffer wird. Außerdem besitzt er die Fähigkeit, die Regeneration der obere Hautschichten zu beschleunigen. Lose Hautschüppchen werden also besser und schneller abgestoßen und die Hauterneuerung kommt wieder so richtig in Schwung.

 

Hocheffektives Anti-Aging mit 0,05%

Ein wahrer Anti-Aging-Superstar also, der nicht ohne Grund als neue revolutionäre Vitamin-A-Form gefeiert wird. Alleine oder zusammen mit Wirkstoffen wie Hyaluronsäure und Vitamin E bietet er die beste Grundlage für die anspruchsvolle Pflege reifer Haut. Kombinationen mit Vitamin C, Q10, Resveratrol und Ceramide sind ebenfalls denkbar.

Ganzheitliches Anti-Aging sollte im Idealfall ohnehin nicht aus nur einem Wirkstoff bestehen. Meist kann sich die volle Wirkung erst in Kombination mit anderen wertvollen Wirkstoffen entfalten.

Seren mit Retinaldehyd minimieren feine Fältchen und Linien und polstern die Haut auf. In der Regel zeigt sich das Ergebnis schon nach wenigen Wochen.

In hochwertigen Produkten kann die Retinal-Konzentration bei bis zu 0,05 Prozent liegen. Retinal kann man zu den Klassischen Wirkstoffen in der Kosmetik zählen.

 

Wirkung ist sehr überzeugend

Wie eine weitere Studie (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30027612/) gezeigt hat, empfiehlt sich Retinal insbesondere auch bei Lichtalterung. Die Studie verglich chemische Peelings mit Glykolsäure mit der Anwendung einer retinalhaltigen Creme (0,1 Prozent Einsatzkonzentration). Das erstaunliche Ergebnis: Die Wirksamkeit der Retinaldehyd Creme im Hinblick auf die Verfeinerung der Hautstruktur war den Peeling-Behandlungen klar überlegen. Außerdem wurde die achtwöchige Behandlung von allen 25 Probandinnen gut vertragen. Es gab im Vergleich zu den Peelings deutlich weniger Nebenwirkungen mit einer insgesamt zwölffach geringeren Intensität. Die Wissenschaftler kamen somit zu der Schlussfolgerung, dass die Anwendung einer Creme mit Retinaldehyd (0,1 Prozent) ebenso wirksam ist wie drei Peelings mit Glykolsäure, dabei aber eine bessere Verträglichkeit vorweist und somit bei der Behandlung von Haut mit Lichtalterung eine sinnvolle Alternative darstellt. Die randomisierte kontrollierte Studie wurde im Jahre 2018 durchgeführt.

 

Steckbrief Retinal

INCI: Retinal

CAS-Nummer: 116-31-4

Alternative Bezeichnungen: Retinaldehyd, Vitamin-A-Aldehyd,  11-cis-Retinal

Aussehen: orange-rote Kristalle

Summenformel: C20H28O

Schmelzpunkt: 62 Grad Celsius

Löslichkeit: löslich in Fett, nahezu unlöslich in Wasser

Wirkung: hilft bei allen Zeichen der Hautalterung

Anwendungsgebiete: innovative Anti-Aging-Produkte, ideal zur Behandlung von Hautschäden durch Lichtalterung

 

Steckbrief Retinatural (ADEKA/DKSH)

INCI: Glycerin, Retinal

RETINATUREL enthält natürliches Retinal, das von dem halophilen Mikroorganismus Halobacterium salinarum produziert wird. Retinal ist die direkte Vorstufe der Retinsäure und wirkt nachweislich gegen die Hautalterung, wobei die von anderen Retinoiden bekannten Nebenwirkungen wesentlich geringer sind. RETINATUREL ist 100% natürlich und wird durch ein Biofermentationsverfahren hergestellt.

 

Steckbrief Retinal O5 (ADEKA/DKSH)

INCI: Glycerin, Retinal, Xanthophylle

RETINAL O5 kombiniert die sichere Schutzwirkung von Halorubin mit den Anti-Aging-Vorteilen von Retinaturel. Diese einzigartige Kombination schützt vor blauem Licht und wirkt der Lichtalterung entgegen. Es ist ein starker Verstärker des Zellschutzes und fördert gleichzeitig die Feuchtigkeitsversorgung der Haut.

 

Retinal, das neue Wundermolekül im Anti Aging Sektor

Retinol kennen wir schon lange, doch jetzt ist Retinal auf dem Vormarsch, und das ist auch gut so.

Die sehr gut verträgliche Vorstufe von Retinsäure beeindruckt mit einer hervorragenden Wirksamkeit und gilt im Anti-Aging-Bereich bereits als das Nonplusultra.

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Quellen:

  • Reversal of skin aging with topical retinoids; Bradley A Hubbard  1 , Jacob G Unger, Rod J Rohrich; Reconstr Surg 2014 Apr;133(4):481e-490e
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  • Isotretinoin and Timing of Procedural Interventions: A Systematic Review With Consensus Recommendations.; Spring LK, Krakowski AC, Alam M, Bhatia A, Brauer J, Cohen J, Del Rosso JQ, Diaz L, Dover J, Eichenfield LF, Gurtner GC, Hanke CW, Jahnke MN, Kelly KM, Khetarpal S, Kinney MA, Levy ML, Leyden J, Longaker MT, Munavalli GS, Ozog DM, Prather H, Shumaker PR, Tanzi E, Torres A, Velez MW, Waldman AB, Yan AC, Zaenglein AL.; JAMA Dermatol. 2017 Aug 1;153(8):802-809
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  • A randomized, double-blind, controlled comparative trial of the anti-aging properties of non-prescription tri-retinol 1.1% vs. prescription tretinoin 0.025%; Elizabeth T Ho , Nathan S Trookman, Brian R Sperber, Ronald L Rizer, Ralph Spindler, Sujatha Sonti, Vincent Gotz, Rahul Mehta; J Drugs Dermatol 2012 Jan;11(1):64-9
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  • Design and Engineering of „Green“ Nanoemulsions for Enhanced Topical Delivery of Bakuchiol Achieved in a Sustainable Manner: A Novel Eco-Friendly Approach to Bioretinol.; Lewińska A, Domżał-Kędzia M, Maciejczyk E, Łukaszewicz M, Bazylińska U.; Int J Mol Sci. 2021 Sep 18;22(18):10091
  • Effects of Topical Retinoids on Acne and Post-inflammatory Hyperpigmentation in Patients with Skin of Color: A Clinical Review and Implications for Practice. ; Callender VD, Baldwin H, Cook-Bolden FE, Alexis AF, Stein Gold L, Guenin E.Am J Clin Dermatol. 2022 Jan;23(1):69-81
  • Arnhold: Der Begriff „Retinoide“ In: Untersuchungen zum Metabolismus von Vitamin A / Retinoiden im Hinblick auf eine Risikoabschätzung ihrer teratogenen Wirkung beim Menschen; S.2; Dissertation; Braunschweig, 07.03.2000
  • Anti-Irritant Strategy against Retinol Based on the Genetic Analysis of Korean Population: A Genetically Guided Top-Down Approach. ; Kang S, Kim K, Jun SH, Lee S, Kim J, Shin JG, Kim Y, Kim M, Park SG, Kang NG.Pharmaceutics. 2021 Nov 25;13(12):2006